Samstag, 8. Juli 2017

Die letzten Tage sind gezählt

Vier Wochen Untätigkeit haben ihr Ende gefunden. Gestern war mein letzter Tag im Krankenhaus. Bereits während der Woche habe ich ein paar Kollegen Bescheid gegeben, dass ich nochmal vorbeikomme, um mich zu verabschieden. Auf Grund der des anhaltenden Streiks waren jedoch einige von ihnen auch schon im Urlaub. So hatte ich mir den Abschied nicht ganz vorgestellt, aber das ist nicht zu ändern. Die beiden kleinen Fläschchen Desinfektionsmittel, die ich noch hatte, habe ich verschenkt. Die Kassacks, die eigentlich für den OP gedacht waren, den ich eher selten von innen gesehen habe, bleiben auch vor Ort. Der ein oder andere Student kann sie sicher noch gebrauchen. Die gynäkologische Station und die Wochenstation sind komplett geschlossen – es ist gespenstisch still. Nur einige wenige Patientinnen, die man an einer Hand abzählen kann, wurden im Kreißsaal zusammen gelegt. Die Assistenten schmeißen die Station. Alle Fach- und Oberarzte sind im Urlaub und lassen sich nur nach Lust und Laune blicken. Noch ein letztes Mal das gutes Krankenhausessen genossen – Reis und Bohnen – und dann will ich mir noch mein Empfehlungsschreiben abholen, um das ich Anfang der Woche gebeten hatte. Doch typisch afrikanisch, wie soll es auch anders sein, ist die Sekretärin, die mir sagte ich soll am Freitag wiederkommen, gerade heute nicht da und kein anderer weiß natürlich Bescheid. 16 Wochen sollte ich hier im Krankenhaus arbeiten – auf Grund der Streiks von Ärzten und Krankenschwestern, aber auch durch die Feiertage, sind effektiv 10 Wochen draus geworden. Naja, einen Eindruck wie hier gearbeitet wird und was es bedeutet mit den Ressourcen auszukommen, die man hat, habe ich auch in dieser Zeit gelernt.


Ein letzter Blick zurück...

Die letzten beiden Wochen sind noch so vor sich hin geplätschert. Nach meinem Radausflug am Sonntag vor zwei Wochen hat der Sonnenbrand auf meinen Handrücken deutliche Spuren hinterlassen. Man lernt halt nie aus, wo man überall vergessen kann sich einzucremen. Mittlerweile habe ich mich gehäutet wie eine Schlange und bin bereit in den letzten drei Wochen nochmal vorsichtiger Sonne zu tanken.
Letzten Sonntag waren wir nochmal bei Dans Eltern im Dorf. Auch da wollte ich mich nochmal verabschieden. Obwohl ich es mir nie vorstellen könnte, an so einem Ort ohne fließend Wasser und Strom zu leben, so war doch jeder Besuch eine Erholung vom Lärm in der Stadt.

Ein Gruppenbild zum Schluss - die drei Damen auf den Stühlen sind die drei Frauen von Dans Vater

Als ich eines Morgens aufgestanden bin, entledigte sich Lavender im Wohnzimmer gerade aller ihrer Haare. Die tollen Flechtfrisuren aller Art, die man hier nämlich überall sieht, sind ein einziger Fake. Vor einem Friseurbesuch muss man also im Supermarkt erstmal eine Runde shoppen gehen, um sich Länge, Farbe und Style des zukünftigen Kopfschmucks auszusuchen. Je nach Kompliziertheit der zukünftigen Frisur kann das einflechten der künstlichen Haare dann einen ganzen Tag in Anspruch nehmen. Toll sieht das Ergebnis am Ende immer aus, nur unpraktisch, dass das Kunsthaar nach Möglichkeit nicht nass werden sollte, sonst fängt es nämlich an zu müffeln.

Die Nachrichten hier werden übrigens immer in Gebärdensprache synchronisiert. Gerade in den letzten Wochen sind die Themen wieder sehr einseitig. Schließlich sind in einem Monat die Wahlen. Die Stimmung heizt sich langsam aber stetig auf. Die beiden aussichtsreich stehe Kandidaten auf den Posten des Präsidenten reisen fast täglich durchs Land um Werbung für sich und Stimmung gegen den jeweils anderen zu machen. Dabei jubeln ihnen Massen von Menschen zu. So ganz koscher ist die ganze Sache jedoch nicht. Die Wahlzettel werden zum Beispiel im Auftrag der Regierung in Dubai gedruckt. Die Opposition hat jetzt natürlich Angst, dass so Schummelei und Trickserei einfacher sei. Der Präsident beharrt aber darauf, dass die Entscheidung natürlich unabhängig getroffen worden sei. Ein Gerichtsverfahren wird jetzt darüber entscheiden, ob die ganze Sache rechtens ist. Aber selbst wenn nicht, gibt es kaum einen anderen Weg, die Millionen von Wahlzetteln nochmal woanders drucken zu lassen. Die Wahlkommission hat gerade eh ganz andere Sorgen. In Kenia gibt es nicht wie bei uns in Deutschland die Pflicht bei Geburt oder Tod  eine Meldung beim Standesamt abzugeben. So ist nicht nur die Einwohnerzahl des Landes eine ungefähre Schätzung, sondern auch die Anzahl der zur Wahl berechtigten Menschen. Wie in Deutschland darf jeder über 18 Jahren wählen. Dazu muss man sich vorher aber an einer zentralen Stelle registriert haben – mit Foto und Fingerabdruck. Wer das nicht macht, kann auch nicht wählen gehen. Aus diesem ganzen Prozedere ergibt sich aber auch, dass es schwierig ist Tote aus dem Register zu streichen. Ich den fünf Jahren seit der letzten Wahl sollen das angeblich nur 80 000 gewesen sein, das scheint wohl ein bisschen zu tief gegriffen. Im Moment hat der derzeitige Präsident noch 5 Prozent Vorsprung vor seinem Gegner. Ich bin super gespannt die Situation hier im Land  von Deutschland aus zu verfolgen und zu hören, wie internationale Beobachter das Ganze einschätzen.

Nach soviel Freizeit gönne ich mir jetzt gleich noch ein bisschen Urlaub - der war schließlich schon geplant. Eigentlich wollte ich jetzt schon in Nairobi sein, aber hier läuft halt nichts so wie gedacht. Wenn einmal alles glatt gehen würde! Den Flug für heute Nachmittag, den ich gebucht hatte, gibt es gar nicht. Und natürlich habe ich keine Info darüber bekommen, dass ich einfach auf den Flug spät abends umgebucht wurde. Mir bleibt keine andere Wahl als zu warten und zu hoffen, dass jetzt alles funktioniert, denn morgen früh soll ich vom Hotel abgeholt werden, damit die Safari starten kann.
Ich bin schon super gespannt, was die Wildnis hier so zu bieten hat und freue mich einfach wahnsinnig darauf etwas von dem Afrika zu sehen, dass man sonst nur von Bildern kennt.
Wenn mich also bis dahin kein Löwe gefressen hat, dann melde ich mich in anderthalb Wochen wieder – mit hoffentlich atemberaubenden Bildern.

1 Kommentar:

  1. Liebe Jana. Ich hoffe dein Urlaub verläuft gut und das du genug sonnencreme für die Savanne dabei hast �� Verlauf dich nicht und lass dich nicht anknabbern. Ich bin gespannt was du nachher berichtest wenn du wieder in europäischen Gefilden bist und vor allem wünsche ich dir bis dahin pünktliche und gute Flüge und Fahrten. Komm heile wieder. Liebe Grüße Manu

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