Samstag, 25. März 2017

Ressourcenknappheit

Dan ist ein vielbeschäftigter Mann, dauernd läuft der Laptop oder er telefoniert, auch nach Feierabend. Sogar am Wochenende muss er häufig arbeiten und jederzeit für die Chefin errreichbar sein. Work-Life-Balance ist da ein Fremdwort. Darum ist er wirklich nicht zu beneiden, ich kann nur meinen Hut vor ihm ziehen. Als ich erzählt habe, das bei uns zu Hause gilt, dass am Tisch das Handy in der Tasche bleibt, war Lavender begeistert. Sofort wurde Dan das beim Abendessen auch vorgeschlagen und jetzt gilt hier meine erste Regel xD

Der erste Deutsche, den ich hier übrigens zu Gesicht bekommen habe, war Jürgen Klopp - im Fernsehen. Die Kenianer sind total verrückt nach europäischem Fußball. Spiele der Premiere League oder der Championsleague laufen hier live im Fernsehen in jedem"Restaurant" bzw. Bar.

Es ist Montag mittags, wie schaffen es tatsächlich ins Büro der Direktorin des Krankenhauses. Als ich erzähle, dass ich in Deutschland mein Studium bereits abgeschlossen habe, werde ich vom Intern - Praktikanten - zum Medical Officer ernannt. Dann wird ein Arzt aus der Gyn und Geburtshilfe angerufen, um mir eine Einführung zu geben und mich ein bisschen herum zu führen.

Im Innenhof des Krankenhauses

Die Maternity-Unit von außen

Natürlich springen einem sofort die Unterschiede ins Auge. Über den Computer, wie in deutschen Krankenhäusern, läuft hier eher wenig. Privatsphäre gibt es für die Patienten nicht. Normal sind Säle, in denen 8-10 Frauen zusammen liegen, Toilette und Dusche sind auf dem Flur.
Ich versuche mir alles zu merken, was ich erzählt bekomme, bin von soviel neuen Informationen aber doch überfordert. Als ich den Wochenablauf erklärt bekomme, muss ich erst einmal klarstellen, dass ich keine Nachtschichten alleine übernehmen werde. Ich bekomme ein bisschen Angst, dass der Aufstieg zum Medical Officer doch zu viel des Guten ist. Danach ist erstmal Schluss, am Dienstag um 8 soll ich wieder da sein. Anschließend mache ich mich das erste Mal alleine mit dem Matatu auf den Heimweg - und komme sogar an.

Dienstag morgens, mir geht es nicht gut, wahrscheinlich die Aufregung. Dann kommt auch nicht gleich ein Matatu, ich bin angespannt - aber was ist hier schon Pünktlichkeit ;-) Im Krankenhaus angekommen, hänge ich mich an Dr. Bhavdip, dessen Gesicht ich mir von Vortag gemerkt habe. Er ist ein indischstämmiger Kenianer, der in Moskau studiert hat und schmeißt zur Zeit die Station.
Die ersten 4 Wochen werde ich auf der Labour Ward - der Entbindungsstation Arbeiten und danach noch in die Gynäkologie und Wochenstation rotieren.
Ich stelle mich nochmal vor und kläre die Sache mit meiner Qualifikation auf. Die Positionen im Krankenhaus sind schwer mit denen in Deutschland zu vergleichen, aber ich denke er versteht, was ich ihm damit sagen möchte. Danach geht es auf Visite mit einer Art Oberarzt. Auf Grund des langen Streiks ist die Station noch relativ leer, die Woche wird entspannt.
Wir nehmen Patientinnen auf, untersuchen und verlegen sie oder nehmen Blut ab. Eine Untersuchung kann schnell aber auch mal nicht gemacht werden, weil einfach keine sterilen Instrumente da sind. Zum Labor muss man selber gehen, da es keine Person gibt, die Blutproben abholt. Auch im Labor ist die Ausstattung eher spärlich. So wird nicht so häufig Blut abgenommen und wenn, dann wird auch nur auf die wichtigsten Parameter geschaut. Eine Urinanalyse wird hier nur mit einem Teststreifen durchgeführt, was in den meisten Fällen in Deutschland als zu ungenau gilt.
Unter dem Arztkittel werden hier ganz normale Klamotten getragen, ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber doch sehr schick. Klar kommt man da auch schnell ins Schwitzen - es ist ja nicht so, als ob es in jedem Raum Ventilatoren geben würde.
Die vielen Abkürzungen in der Medizin sind im Englischen natürlich ganz anders, dauernd muss ich nachfragen. Schreibe aber eifrig mit, damit ich es mir irgendwann merken kann.
Zwar habe ich keinen hohen medizinischen Standart erwartet, was ich zu sehen bekomme, erschreckt mich aber doch ein bisschen. Von allem ist zu wenig da. Ich bin froh, Desinfektionsmittel und Handschuhe eingepackt zu haben. Es gibt zum Beispiel nur ein Blutdruckmessgerät für die gesamte Station, mit nur einer Manschettengröße. Das führt bei beleibteren Patientinnen dazu, dass garantiert falsche Werte herauskommen. Auch gibt es auf Station nur zwei Fetoskope. Mit diesen kleinen Trichtern werden die Herztöne des Kindes gemessen, denn es gibt kein einziges CTG, wie es in Deutschen Häusern Standard ist. Außerdem ist auch nur ein einziges Ultraschallgerät für das gesamte Krankenhaus vorhanden, kaum vorzustellen, wird doch in Deutschland fast alles damit untersucht. So lerne ich hier die Leopoldhandgriffe anzuwenden, die einem zeigen, wie das Baby im Bauch der Mutter liegt. Ich erinnere mich, dass wir uns im letzten Staatsexamen noch geärgert haben diese zeigen zu müssen, da wir es auf Grund der vorhandenen Bildgebung nie anwenden mussten.
Die Kinder kommen hier auch so auf die Welt. Man muss jedoch dazu sagen, dass sich die fehlende medizinische Ausstattung in der Säuglingssterblichkeit bemerkbar macht. Die liegt in Kenia noch bei 42,18/1000 im Jahr 2013. In Deutschland sind es im Vergleich nur 3,48/1000. Das heißt, dass im ersten Lebensjahr 42 von 1000 Neugeborenen versterben. Sicherlich hat das auch etwas mit der Versorgung von Frühgeborenen und Malaria zu tun. Den größten Anteil macht aber sicher aus, dass die vorgeburtliche Überwachung hier einfach nicht alles leisten kann. Wirklich erschütternd.
Der eigentliche "Kreißsaal" sind abgetrennte Kabinen, vor denen ein Vorhang ist, der bei Bedarf zugezogen werden kann.


Die Geburt leitet die Hebamme, Ärzte haben damit normalerweise nichts zu tun, wenn alles nach Plan verläuft. Die Liegen sehen nicht furchtbar bequem aus, auch gibt es nicht immer Licht. Durch die erste Phase der Geburt muss die Frau alleine durch, in einem Raum, in dem sie mit bis zu 7 anderen Gebärenden liegen kann. Währenddessen wird sie alle 4 Stunden untersucht. Erst für die Endphase geht es dann in die Kabine mit der unbequemen Pritsche. Der werdende Vater oder andere Begleitpersonen sind nicht dabei, kein extra Raum mit großer Liege, Geburtswanne, angenehmer Musik oder sonstigen Schnickschnack. Jeder von euch kann sich ja selber mal vorstellen, wie er sich in dieser Atmosphäre fühlen würde.
Bald assistiere ich beim ersten Notkaiserschnitt. Ein Notfalleingriff läuft aber ganz anders, wie bei uns, wo zwischen Entscheidung zur Sectio und Entbindung 20 Minuten liegen sollen. Hier werden erstmal in Ruhe Formulare ausgefüllt, Blut abgenommen, eine Flexüle gelegt. Dann schlendert man damit ins Labor und nach einer Stunde dann vielleicht in den OP. Bis die Patientin da ist, kann es nochmal eine halbe Stunde dauern. Der nächste Unterschied ist, dass bei Not-OPs in Deutschland keine Rückenmarksanästhesie durchgeführt wird, hier schon. Das verzögert den Beginn natürlich noch weiter. Zum Glück geht alles gut, das Kind ist gesund und munter. Der zweite Noteingriff, den wir eigentlich parallel durchführen sollten, muss warten bis der erste durch ist, da nicht genug OP-Personal da ist. Und so lässt das Unglück nicht lange auf sich warten. Der Geburtsverlauf hat das Kind so unter Stress gesetzt, dass das Fruchtwasser grün ist. Es schreit nicht, bewegt sich nicht. Ich bin erschüttert, für alle anderen scheint das Normalität zu sein. Wenn man weiß, dass das Baby noch leben könnte, wenn wir es drei Stunden früher geholt hätten, dann macht das doch ziemlich traurig. Es wird nicht die einzige Begegnung mit dem Tod in dieser Woche sein, normal ist es trotzdem nie. Zum Glück jedoch selten, den meisten Kindern geht es gut, ich habe auch kleine Glückserlebnisse.


Auf der Station, die 20 Betten umfasst, liegen außerdem auch Frauen, die bereits entbunden haben noch für einen Tag. Zusammen in einem Zimmer mit kritischen Schwangeren, die beispielsweise Bluthochdruck haben und Überwachung brauchen. Das heißt hier einfach, dass öfter mal ein Arzt oder eine Schwester nach ihnen schauen sollte, keine ständige Monitorüberwachung. Im gleichen Raum liegt aber auch eine Frau, die in der Nacht zuvor ihr Baby verloren hat. Es gilt die Regel: erst die Mutter, dann das Kind. Sie dann aber in einen Saal mit Müttern zu legen, die bereits glücklich entbunden haben, darauf würde in Deutschland wohl hoffentlich niemand kommen. Man mag sich nicht vorstellen, wie sie sich dabei gefühlt haben muss.
Die erste Woche ist schnell rum, mein Dienst beginnt um 8 und endet zwischen 16 und 17 Uhr. Frühstückspause gibt es keine, da knurrt nach 5 oder 6 Stunden ohne Essen der Bauch dann schon richtig. Dafür wird sich für das Mittagessen nach Möglichkeit eine Stunde Zeit genommen. Das gibt es umsonst im OP oder einer Art kleinen Kantine.

Viele Sachen bekommt man hier in kleinen Läden am Straßenrand oder auf provisorisch aufgebauten Ständen. Hier gekauftes Obst sollte man nicht essen, bevor man es nicht selbst gewaschen hat.


Auch Fleisch aus einer der vielen kleinen "Metzgereien" würde ich hier nicht kaufen. Die Kühlekette kann bei 30 Grad Außentemperatur doch nicht eingehalten werden.
Auch alle Sorten von Kleidung gibt es auf der Straße zu erwerben. Die meisten Sachen werden als Ballen zusammengepackt beispielsweise aus Europa geliefert, sind also gebraucht. Etwas anderes können sich viele auch wohl nicht leisten.


Mit ein bisschen Glück lässt sich aber vielleicht sogar ein Designerstück aus der Frühjahrskollektion von vor 10 Jahren ergattern ;-) Wichtig ist nur - immer handeln, als Weißer werden die erstmal utopisch hohe Preise angeboten.
Gummistiefel, die ich für den OP brauche, kriegen wir dann aber doch nur im größeren Supermarkt. Sie sind zwar schwarz, im OP hier werden weiße Stiefel getragen, das schützt aber hoffentlich vor Diebstahl.

Während ich das schreibe, gibt es wegen Starkregen schon zum dritten Mal diese Woche Stromausfall. Ob ich meine Gummistiefel also auch noch anderweitig nutzen muss und von neuen Abenteuern und Erlebnissen dann nächste Woche mehr...

Samstag, 18. März 2017

Karibu Kenya

Noch am Tag meiner Ankunft bekomme ich einen ersten Eindruck vom afrikanischen Leben. Es ist Samstag und Freunde meiner Gastfamilie geben eine Feier zum dritten Geburtstag ihrer Tochter Keyla. Vorher muss natürlich noch ein Geburtstagsgeschenk gekauft werden. Am Eingang des Supermarktes stehen Securitys und kontrollieren uns - das ist hier normal. Die Entscheidung fällt auf eine Barbie, die nach dem Bezahlen mit dem Stück gekauften Geschenkpapier auch noch eingepackt wird - wie praktisch. Dazu kommt noch eine von meinen mitgebrachten Haribopackungen und eine Geburtstagskarte in A5, die schon vorgeschrieben ist, wie alle Karten hier.
Anschließend fahren wir in das Dorf außerhalb der Stadt. Nur die großen Hauptstraßen sind hier befestigt. Immer wieder befinden sich große Huckel über die ganze Straße, über die man super langsam fahren muss, damit es einem den Unterboden nicht aufreißt. Eine natürliche Methode schnelles Fahren zu bekämpfen. 
Der Rest ist Buckelpiste, im wahrsten Sinne des Wortes. Da kann eine Strecke von 15 Kilometern schonmal eine halbe Stunde dauern. Anschnallen wird überbewertet, genauso wie das Telefonieren am Steuer - jeder Deutsche Verkehrspolizist hätte hier seine größte Freude. Angekommen werde ich erstmal allen vorgestellt und willkommen geheißen - Karibu.

Mein erstes Essen hier ist traditionell kenianisch. Mir wird der Teller so vollgepackt, dass ich bezweifle alles zu Schaffen. bei Temperaturen über 30 Grad ist mein Hunger auch nicht gerade riesig. Vorher aber noch Hände waschen mit Wasser aus dem Kanister, schließlich wird mit den Händen gegessen. Es gibt Reis, Chapati(ein flaches Weizenbrot, das ähnlich zu unseren Plinsen daheim ist), Ugali (ein Maisbrei, der von der Konsistenz von Porridge bis zu festem Teig alles abdecken kann), Kartoffeln in roter Soße, grünes Gemüse, dass ähnlich wie Spinat aussieht, sowie Hähnchenschenkel und Rind. Das Essen mit den Händen ist am Anfang noch komisch, wird aber schnell zur Gewohnheit. Dazu gibt's stilles Wasser, abgekocht oder aus der Flasche. Danach werden die Geschenke übergeben, ein Geburtstagskuchen angeschnitten, angestoßen und ein Ständchen gesungen. Also sehr ähnlich zu einem deutschen Kindergeburtstag.

Die kleine Amber hatte als einzige keine Angst vor mir.

Das Geburtstagskind Keyla auf ihrem Thron

Getrunken wird hier alles, was die Coca Cola Company zur Verfügung stellt, Fanta gibt es sogar in unterschiedlichen Sorten. Ein bisschen gewöhnungsbedürftig, da ich sonst nicht auf so süße Getränke stehe.
Vor dem Essen, zum Anstoßen und auch sonst jeder erdenklichen Möglichkeit wird hier ein Gebet gesprochen. Für mich ja aber nichts unbekanntes.
Wieder zurück in der Wohnung bin ich doch ziemlich platt. Die Aufregung und der wenige Schlaf zerren an den Nerven. Vorm Schlafen gehen aber noch eine Dusche. Das funktioniert hier folgendermaßen: Wasser, auch zum ab- oder Hände waschen, kommt aus einem Riesen Tank auf dem Dach. Ergo ist es kalt bzw. höchstens lauwarm. Bei den Temperaturen draußen aber auch nicht schlimm. Danach lege ich mich das erste Mal unter dem Moskitonetz schlafen.

Am Sonntag weckt mich irgendwann die heiße Morgensonne, die direkt in mein Zimmer scheint. Außerdem kommt von draußen ein ziemlicher Krach. Ganz in der Nähe scheint eine Messe zu sein, die gefühlt 3 Stunden dauert. Der Geistliche brüllt schon fast ins Mikrophon und wiederholt sich andauernd, damit die Botschaft auch ja hängen bleibt. Zwischendurch immer wieder gospelartiger Gesang. 82% der Kenianer sind Christen. Viele gehören zu den protestantischen Freikirchen. 12% sind Muslime, auch hier in Kisumu haben ich schon eine Mosche gesehen. Der Rest sind Hindus oder Naturreligionen.
Zum Frühstück gibt es Vollkorntoast, das hier braunes Brot genannt wird - was für eine Ironie. Und Chai, der mit viel Milch und Gewürzen in einem großen Topf gekocht wird. Ich trinke gerne Tee, doch das ist wirklich eine neue Erfahrung.
Anschließend fahren wir in das Dorf, aus dem Dancan kommt. Sein Vater hat dort ein riesiges Grundstück auf dem er mit seinen 3!!! Frauen und den gemeinsamen Kindern lebt. Ich werde super freundlich empfangen und bereits nach kurzer Zeit als Tochter der Familie bezeichnet. Zum Haushalt gehören noch 6 Hunde, Hühner und Ziegen, Schafe und Kühe. Der Unterschied zur Stadt wird hier jedoch schnell deutlich. Gekocht wird in einem extra Raum über einer Feuerstelle, die Toilette ist ein Loch in der Erde, geduscht wird mit einem Eimer Wasser und in den Hütten kann man sich gefühlt einmal um sich selbst drehen. Die meisten deutschen Kinderzimmer sind wahrscheinlich größer.
Als wir am Abend zurück sind, läuft noch ein bisschen der Fernseher. Neben Politik, die hier den Alltag ziemlich beherrscht (im August sind Wahlen), kommen viele Daily Soaps. Wie im Alltag merke ich auch hier, dass nicht nur Englisch gesprochen wird. Die Kinder lernen hier erst Suaheli und dann Englisch. Wenn ich also ein bisschen was verstehen will, dann werde ich wohl wenigstens die Grundlagen der Sprache lernen müssen. Jana heißt in Suaheli übrigens gestern. Das J wird aber eher wie ein weiches dsch ausgesprochen. Deshalb muss ich auch öfter erklären, wie ich heiße. Bloß gut, dass ich da nicht mit meinem Nachnamen anfange ;-).

Am Montag soll mein erster Arbeitstag sein. Daraus wird aber nichts. die Direktorin des Krankenhauses ist gerade in einer Besprechung. Roy will nicht so lange warten, also gehen wir wieder. Am Mittwoch dann der nächste Versuch. Aber auch da schaffen wir es nicht bis ins Büro. Die Ärzte hier haben landesweit bis zum Vortag seit 100 Tagen gestreikt und kehren erst langsam wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Nur langsam normalisiert sich wieder alles, wenn man überhaupt von Normalität sprechen kann. Wir sollen am kommenden Montag wiederkommen. Ich bin wirklich sehr gespannt, was mich dann erwarten wird.

Den Rest der Woche verbringe ich mit Roy und einem Freund von ihm auf Veranstaltungen, die von Vereinen organisiert werden, die Bildung für Jugendliche und junge Erwachsene anbieten. Es geht um Themen wie Menschenrechte oder wie baue ich mein eigenes Business auf. Es ist wirklich interessant zu sehen, wie aktiv die jungen Menschen dabei sind und mitmachen. Jeder deutsche Schüler könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.

Eric hat die Seminare mitgestaltet

Zusammen mit Roy, meinem Ansprechpartner hier vor Ort.


Das Interesse an mir ist ziemlich groß, besonders bei den Jungs. Bestimmt drei Heiratsanträge musste ich schon dankend ablehnen xD. Als Weiße (Muzungu) bin ich eine große Attrkation, mir werden Löcher in den Bauch gefragt und ich muss natürlich für gefühlt tausende Selfies herhalten.


Bei den vielen Fragen wird mir bewusst, wie selbstverständlich wir viele Dinge erachten, die hier einfach anders laufen. Die Pünktlichkeit ist wohl so ein Beispiel. Warten habe ich hier schon in der ersten Woche gelernt. Es können schon mal zwei Stunden vergehen, in denen einfach nichts vorwärts geht. Mittlerweile habe ich immer was in meiner Tasche dabei, um die Zeit rin bisschen rumzukriegen. Auch über die bequeme Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland kann ich nur schmunzeln. Es gibt hier Motorrad- und Fahrradfahrer (die Gepäckträger sind mit bequemen Sitzkissen ausgestattet), Rikschas und Matatus - Kleinbusse, die bis zum Erbrechen voll werden können. Ausgelegt für 15 Personen können aber schonmal 20 drinsitzen. Das kann ziemlich kuschelig werden. Eine Fahrt in die Stadt kostet 20 oder 30 Kenya Shilling, umgerechnet circa 20 bzw. 30 Center. Überlandfahrten sind mit 1,50-2€ auch nicht viel teurer. Dann wir auch alles mögliche auf dem Dach transportiert, Matratzen oder andere ausladende Einkäufe. Auch auf ein Motorrad passen 4 Personen, es ist ein Wahnsinn! Ich habe mir sogar sagen lassen, dass auch 5 Personen schon darauf gesichtet wurden, unvorstellbar. 
Alleine kann ich mich in der Stadt noch nicht bewegen, das schränkt mich ziemlich ein. Ich hoffe das wird in der nächsten Zeit besser. Aber mit meiner Orientierung ist es auch nicht soweit her. Zu gerne würde ich mal ein bisschen zu Fuß unterwegs sein.

Wer eins hat, scheint hier aber fast alle Wege mit dem Auto zurückzulegen. Das es hier nicht andauernd Unfälle gibt, wundert mich, bei der Fahrweise der meisten. Den Gedanken zu laut ausgesprochen, passiert es uns dann selbst. Gestern Abend auf dem Rückweg von Dan's Eltern fährt uns bei Starkregen einer hinten auf. Zwar nicht mit allzu hoher Gesschwindigkeit, es gibt aber trotzdem einen ordentlichen Rumms. Ich schätze mal das gibt Kopf- und Nackenschmerzen die nächsten Tage. Wir könnten theoretisch weiterfahren, doch auch vor uns scheint es einen Unfall gegeben zu haben. Schnell bildet sich ein Stau. Eine Rettungsgasse kennt hier niemand. Und so kommt die Ambulanz auch zunächst nicht durch. Es geht nichts vorwärts. Dan meint, wir müssen uns auf eine Nacht auf der Straße einstellen. Meiner Blase und meinem Kopf gefällt der Gedanke nicht sonderlich. Ich versuche es mir auf der Rückbank gemütlich zu machen, aber mit dem Schlafen wird es nichts, draußen meinen alle eine Meinung zum weiteren Vorgehen zu haben. Nach 4 Stunden geht es dann schließlich doch weiter. Ich bin ziemlich erledigt, das hat mich doch alles ziemlich mitgenommen.

Das Abendprogramm besteht in de Regel aus Fernsehen. Auch tagsüber starren alle auf ihren Bildschirm, das Handy, schreiben Nachrichten oder telefonieren. Es ist fast noch schlimmer als in Europa. Das kann aber auch daran liegen, dass es WLAN hier nur un Hotels und guten Bars gibt. Also muss alles über das Handy geregelt werden. Ziemlich anstrengend, wie ich finde. Für 3 GB bezahle ich10 Euro. Mal schauen, wie lange ich damit hinkomme.

Was die Afrikaner hier definitiv haben, ist ein riesiges Müllproblem. Das es keine Mülltrennung gibt wie bei uns, konnte ich mir ja fast schon denken. Aber hier wird unterwegs einfach alles dort fallen gelassen wo man gerade ist. Dementsprechend sieht es auch überall aus.


Mit dem Regen wird dann alles nochmal schön überall hingespült. Das das meiste davon aus Plaste ist, bleibt es wahrscheinlich auch ewig liegen. Sowas wie eine Müllentsorgung über die Stadt scheint es nicht zu geben.

Mein Gaumen und auch der Rest des Körpers hat sich ziemlich schnell an das Essen hier gewöhnt. Eine nette Abwechslung diese Woche war frischer Fisch aus dem See, ohne viel Schnickschnack in Tomaten und Zwiebeln gedünstet - super lecker.

Tilapia (Barsch) und Ugali

Zum Frühstück gab's auch mal Fruchtkuchen. Doch Achtung, das ist eine arge Täuschung. Nicht immer ist das was drauf steht das, was sich der gemeine Deutsche drunter vorstellt. Am Ende war es ein Blätterteig mit eine schokoartigen Schicht dazwischen. Ein bisschen trocken, aber ok.

Die Sonne geht hier um 7 unter, eine richtige Dämmerung gibt es nicht, es wird schnell dunkel. Schließlich befinden wir uns auf Höhe des Äquators. Dann müssen die Fenster geschlossen oder das Licht ausgemacht werden, sonst sind schnell die Moskitos da. Mittlerweile habe ich schon ziemlich viele Stiche gesammelt. Sie jucken aber nicht so sehr, wie bei unseren einheimischen Mücken. Wie gut die Malariaprophylaxe wirkt, die ich jeden Tag einnehme, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

An einem Abend gab es auch schon einen ziemlich heftigen Regenschauer, die Welt geht buchstäblich unter. Die unbefestigten Straßen verwandeln sich in Matschlandschaften und werden teilweise unpassierbar. Ich kann erahnen, was in der Regenzeit ab Ende des Monats auf mich zukommt. Vielleicht sollte ich mir doch Gummistiefel zulegen.

Wie meine erste Arbeitswoche läuft, davon kann ich dann hoffentlich nächste Woche berichten...


Freitag, 17. März 2017

Nervenkitzel

Es ist Donnerstag, ein Tag vor der Abreise. Als ich mittags von den letzten Erledigungen nach Hause komme, will ich einchecken, um mir gute Plätze im Flugzeug zu sichern. Doch es scheint online nicht zu gehen. Kein Problem, dann muss ich das eben am Flughafen machen. 2 Minuten später habe ich die Mail der Fluggesellschaft auf dem Bildschirm - von Berlin aus geht am Freitag nichts, das Bodenpersonal streikt. Ich gerate in Panik. Nach Rücksprache mit meinem guten Freund Chrissi versuche ich den Flug umzubuchen. Von Dresden aus ist genau noch ein Platz fei. Zunächst schaffe ich es noch nicht einmal in die Hotline. Irgendwann komme ich doch durch und lande in der Warteschlange. Ich bereite mich auf stundenlanges Warteschleifengedudel vor und packe gedanklich meine Sachen erst in der Nacht. Nach circa 45 Minuten habe ich überraschenderweise doch schon jemanden am Telefon. Die gute Dame sagt mir, dass sie mich auf den Samstag umbuchen kann. Ich bin nicht wirklich glücklich darüber, könnte mich aber damit arrangieren. Dann bittet sie mich kurz zu warten. Es vergehen 5 Minuten, dann ist sie würde am Hörer und verkündet mir die frohe Botschaft - ich habe den letzten Platz von Dresden aus ergattert. Mir fällt ein Felsbrocken vom Herzen. Diese Stunden der Ungewissheit haben mich viele Nerven gekostet und Zeit, die ich eigentlich anders verbringen wollte.
Der Rest des Tages zu Hause vergeht schnell. Ich schaffe es tatsächlich alles, was ich mitnehmen will in meinem Koffer, die Kraxe und im Handgepäck zu verstauen. Nennt mich Tetris-Meister :-)

Die letzte Nacht schlafe ich erstaunlich gut. Da der Flug von Dresden 14 Uhr startet, kann ich den Tag entspannt angehen. Zum Abschied zu Hause noch eine ordentliche Schnitte - gutes Brot wird es sicher nicht gleich wieder geben und einen Kaffee - der Tag wird lang. Meine Eltern scheinen aufgeregter zu sein als ich. Papa ist mit den Gedanken schon ganz woanders und biegt noch in Wittichenau gleich mal falsch ab. In Dresden angekommen haben wir noch eine Stunde Zeit. Die Stimmung ist ein wenig angespannt. Die Verabschiedung vor der Sicherheitskontrolle halten wir kurz. Und dann fließen doch wieder Tränen.

Auf dem Flug von Dresden nach Amsterdam sitzt Mika neben mir. Der Norweger, der bereits seit 2 Jahren in Deutschland lebt, hat eine wirklich interessante Geschichte zu erzählen. Er wird mit Freunden für 3 Wochen in Uganda, einem Nachbarland von Kenia, Freiwilligenarbeit leisten. Zufälle gibt's...
In Amsterdam wartet dann Rahel auf mich - eine Freundin, die in Groningen ihren Master macht. Das letzte Mal haben wir uns gesehen, als wir zusammen Silvester gefeiert haben. Wir haben 2 Stunden Zeit, machen ein Picknick im Flughafengebäude und quatschen ausgiebig. Zum Abschluss noch ein Erinnerungsfoto und dann geht es auch schon wieder weiter.

                       

Auf dem Nachtflug nach Nairobi fällt das Schlafen bei einem Gangplatz schwer. Neben mir sitzt ein Kenianer, der in Genua arbeitet. Ich bekomme noch ein paar praktische Tipps und gute Wünsche auf den Weg. Schon jetzt merke ich, wie schwer es mir fällt, das Englisch mit wirklich speziellem Akzent zu verstehen. Ich hätte doch ein bisschen was machen sollen in den letzten 2 Monaten :-/ Vielleicht ist es aber auch nur die Müdigkeit. Bei der Landung geht die Sonne über Nairobi auf. Was für ein netter Empfang. Als ich Richtung Immigration gehe, pocht mein Herz dann doch ein bisschen schneller. Da ich mein Visum bereits habe, geht alles dich erstaunlich schnell, besser als gedacht. Danach setze ich mich noch ein bisschen in die Sonne vor dem Flughafengebäude und entledigte mich erstmal überflüssiger Kleidung. Schon früh um 8 kann man ahnen, wie heiß es noch werden wird. Zum Terminal für die nationalen Flüge muss ich mich dann aber doch durchfragen. Es ist schon fast provinziell klein. Meinen Fensterplatz auf dem letzten Flug hat dann schon ein älterer Herr eingenommen. Ich traue mich nicht ihn darauf anzusprechen, sehe aber doch ein bisschen was. Um Nairobi herum zeigt sich deutlich die Dürre, von der auch schon in den deutschen Nachrichten zu hören war. Doch je näher wir Kisumu im Westen des Landes, am Visktoriasee gelegen, kommen, desto grüner wird es.

                      

Nach der Landung dann der Schock. Mein Gepäck ist nicht da. Auf Nachfragen beim Personal stellt sich heraus, dass es sich noch in Nairobi befindet. Ich hätte es beim Wechsel des Terminals mitnehmen müssen. Darüber ärgere ich mich ziemlich. Hatte ich doch in Dresden extra nachgefragt, ob die Koffer bis zum Ende durchgebucht sind. Mit dem nächsten Flug zweieinhalb Stunden später soll es dann aber kommen. Das beruhigt mich wieder ein bisschen. Ich mache mich auf die Suche nach meinem Ansprechpartner hier vor Ort, der mich in Empfang nehmen soll. In der Ankunftshalle kommt ein Mann auf mich zu. Ich frage ihn, ob er Roy ist und er bejat es. Ich erkläre ihm die Sache mit dem Gepäck. Er sagt wir können darauf warten und verschwindet dann nach draußen. Also kümmere ich mich erstmal um ein bisschen Cash und lege mir eine kenianische SIM-Karte zu, da mit der Deutschen hier gar nichts geht. Mit dem nächsten Flug ist das Gepäck tatsächlich da. Also kann es losgehen. Im Auto auf dem Weg in die Stadt werde ich ein bisschen stutzig, weil Roy mich fragt, wo ich hin will. Kann es wirklich sein, dass er nicht Bescheid weiß? Vielleicht ist das die afrikanische Gelassenheit, denke ich mir. Dann fährt er mich zum Krankenhaus, an einem Samstag. Langsam kommt mir das alles Spanisch vor. Als wir nicht weiterkommen zeige ich ihm meine Telefonliste mit den Ansprechpartnern. Als er vermeintlich auf seinen Namen zeigt und anruft, wird mir einiges klar. Am anderen Ende ist der richtige Roy. Ich bin die ganze Zeit mit einem Taxifahrer unterwegs gewesen xD Also wieder zurück zum Flughafen, dort warten der richtige Roy und die Gastfamilie bereits auf mich. Mittlerweile habe ich ganz schön Trouble verursacht. Mein Flug war ja um 10 gelandet, jetzt war es um 2. Meine Eltern wurden in Panik versetzt und die Botschaft und Polizei sollten schon informiert werden, kurz bevor mein Anruf kam. Was für ein Chaos...
Beruhigt könnten wir uns dann auf den Weg in mein neues zu Hause auf Zeit machen. Mein Gastvater Dancan ist 33 und lebt mit seiner Verlobten Lavender, die 2 Jahre jünger ist als ich, in einer Wohnung im Norden der Stadt.

                           
Ganz oben hinten - mein neues zu Hause auf Zeit

Über mein Gastgeschenk - sorbische Ostereier und eine Bildband über die Lausitz freuen sich die beiden sehr. Christlich ist hier fast jeder, das werde ich in den nächsten Tagen noch merken.
Mehr dazu dann aber im nächsten Beitrag ;-)







Mittwoch, 8. März 2017

Reisevorbereitungen

„Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist“ Jean Paul 

Die letzten Stunden in Deutschland brechen an. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen schon auf gepackten Koffern zu sitzen, aber so ist das mit den guten Vorsätzen… 

Wie bist du denn auf Afrika gekommen? Das war die erste Frage, die viele mir gestellt haben.  
Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Im Kopf spukte die Idee schon etwas länger herum mal für einige Zeit im Ausland zu arbeiten, ein anderes Gesundheitssystem kennenzulernen. Während des Studiums hat sich die Möglichkeit jedoch nicht ergeben. Vielleicht habe ich auch nicht genug für die Umsetzung getan. Im PJ kam dann schließlich die Frage auf, wie es nach Beendigung des Studiums weitergehen soll. Die Entscheidung für eine Fachrichtung fiel dann doch ziemlich einfach. Mein Steckenpferd sollte die Gynäkologie und Geburtshilfe werden, wo Freude und Leid nah beieinander liegen. Im Hinterkopf immer noch der Wunsch auch mal ins Ausland zu gehen. Schließlich hatte ich so vielen Leuten von meiner Idee erzählt, dass erste Nachfragen kamen, wie weit mein Plan denn vorangeschritten sei. Also musste ich mich langsam in die Spur begeben. Afrika als Kontinent hat schon immer einen gewissen Reiz auf mich ausgeübt. Nachdem Bekannte bereits da waren und von ihren Erlebnissen berichtet haben, stand also die grobe Richtung fest.  

Als nächstes musste ich mir überlegen, mit welcher Organisation ich den Schritt wagen will. Ärzte ohne Grenzen und viele andere Vereine kamen nicht in Frage, da eine gewisse Berufserfahrung vorausgesetzt wird, die ich ja einfach noch nicht habe. Nach einer Alternative musste ich nicht lange suchen. On the move ein Verein, der Freiwillige nach Afrika schickt, nicht nur im medizinischen Bereich, wurde unter anderem von Rick Wolthusen gegründet, der einen Jahrgang über mir auf das Gymnasium ging. Die Bewerbung war abgeschickt und nun hieß es warten auf eine Rückmeldung. Da nur Länder mit Englisch als eine der Amtssprachen in Frage kamen, war die Auswahl von vornherein ein wenig eingeschränkt. Mitte Oktober letzten Jahres kam dann die Bestätigung, dass ich für 16 Wochen ab Mitte März im Jaramogi Oginga Odinga Teaching and Referral Hospital Kisumu – Kenia in der Gyn und Geburtshilfe arbeiten und bei einer Gastfamilie wohnen werde. 

Danach waren die Vorbereitungen auf Grund des anstehenden letzten Staatsexamens Anfang Dezember erstmal auf Eis gelegt. Nach bestandener Prüfung und vielen nervenaufreibenden Momenten gönnte ich mir dann erstmal eine Verschnaufpause, besuchte Freunde in Wien und Groningen und feierte Weihnachten in der Familie. Anfang Januar buchte ich dann meinen Flug. Man mag nicht glauben, wieviel verschiedene Möglichkeiten sich da ergeben. Auch da ich An- und Abflug flexibel gestalten konnte. Ich entschloss mich im Juli noch ein paar Wochen dran zu hängen und so wurden am Ende 140 Tage draus. 
Nun versuchte ich in den folgenden Wochen sukzessive meine Liste mit Punkten abzuarbeiten. Gefühlt kam mit jeder erledigten Sache ein neuer Punkt hinzu. Doch irgendwann hatte ich mich durch den Wust aus Auslandskrankenversicherung, Visum usw. gekämpft. Nebenbei hieß es noch Bewerbungen schreiben und an den Faschingskostümen basteln.  
Eigentlich wollte ich die Zeit auch nutzen, um mein Englisch ein wenig aufzufrischen, aber da ist es doch beim Wollen geblieben. Jetzt werde ich schauen, wie weit ich mit meinem Wortschatz komme. Swahili (Suaheli) ist neben Englisch die zweite Amtssprache in Kenia. Ein paar einfache Worte wie Bitte und Danke, die ich in meinem Reiseführer gefunden habe, konnte ich mir bereits einprägen. Ansonsten ist es wohl wie bei jeder Sprache – learning by doing. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Safari Swahili ist und übersetzt Reise bedeutet? Am Ostufer des Viktoriasees lebt eine eigene Volksgruppe, die Luo. Auch diese Bevölkerungsgruppe hat einen eigenen Dialekt. Ich bin schon gespannt, wie schnell ich die neuen Sprachen lernen und vielleicht auch das ein oder andere Wort mit Einheimischen wechseln kann. 

„Du bist aber mutig“ das habe ich fast jedes Mal zu hören bekommen, wenn ich von meinem Vorhaben erzählt habe.  Das hat mich ein bisschen ins grübeln gebracht. Bin ich wirklich mutig? Ich bin ein Mensch, der es schwer hat auf neue Leute zuzugehen und habe gerne Freunde und Familie um mich herum. Länger als 5 Wochen am Stück war ich nie von ihnen getrennt. Jetzt werden 5 Monate vergehen, in denen ich sie nicht sehe. Ich lasse Freunde zurück, die mir immer wieder Kraft geben, die Familie, die immer ein Rückzugsort ist und Menschen, die ich erst seit kurzem sehr lieb gewonnen habe. Ich hasse Abschiede, auch wenn sie nur auf Zeit sind, und so sind in den letzten Tagen doch das ein oder andere Mal ein paar Tränen gekullert. Gerne plane ich alles lange im Voraus und bin im Allgemeinen ein strukturierter Mensch. Auch da werde ich in der nächsten Zeit Kompromisse eingehen müssen, allein weil die Mentalität schon eine ganz andere ist. Meine gewohnte Komfortzone werde ich verlassen. Es wird sicher nicht immer ohne Enttäuschung zugehen. Aber ich bin mir sicher, dass das ein oder andere Abenteuer und tolle Erfahrungen auf mich warten. Um also auf die Frage vom Anfang zurückzukommen – ja, ich denke es gehört schon ein bisschen Mut zu diesem Schritt. 

Was auf mich in den nächsten Wochen zukommt, kann ich noch nicht richtig abschätzen. Auch wie regelmäßig ich den Blog pflegen werde, kann ich noch nicht sagen. Aber ich werde mir große Mühe geben, euch auf dem Laufenden zu halten, wie es mir ergeht und was ich so erlebe. 

Also machts gut. Ich begebe mich jetzt in den warmen Süden, habe ein halbes Jahr Sommer, komme mit Rastazöpfen wieder und esse nur noch mit den Händen 😉 

See you sooner or later 🙋